In den letzten sechs Wochen begrüßte der Ylva Verlag Lenir aus Brasilien als Praktikantin und neuer Liebling unseres Bürohundes Stoner. In diesem Blogbeitrag erzählt sie uns von ihren Eindrücken von unserem Team, worüber wir uns im Büro unterhalten und was sie über die Verlagswelt gelernt hat.

Als ich 2019 mit meinem Bachelor-Studium in „English Literature“ anfing, wurde ich immer wieder gefragt, ob ich ins Lehramt gehen wolle.

„Nein“, habe ich dann gesagt. „Ich möchte im Verlagswesen arbeiten.“

Die Leute nickten, murmelten vielleicht etwas vage Positives. Aber an den leeren Blicken in ihren Gesichtern konnte ich erkennen, dass sie keine Ahnung hatten, was das bedeutet.

Und trotz aller Recherchen und Kurse, die ich besucht hatte, verstand ich es auch nicht ganz. Jetzt, nach sechs Wochen mit dem Ylva-Team, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es der richtige Weg für mich ist.

Der lesbische Verlag: erste Eindrücke

Bevor ich zum ersten Mal hierherkam, war ich ziemlich nervös. Neue Leute, neuer Job, neues Land … Aber meine Nervosität hielt nicht lange an.

Sobald Astrid und Daniela mich willkommen hießen und ich einen Blick auf die niedliche Wanddeko, die Funko-Pop-Sammlung in den Regalen, den nerdigen Dr.-Who-Kaffeebecher in der Küche und natürlich die vielen Bücher, die sich auf jeder verfügbaren Fläche stapelten, warf, fühlte ich mich sofort wie zu Hause.

Die ersten paar Tage waren ein echter Crashkurs. Astrid setzte sich mit mir zusammen und erzählte mir vom Arbeitsprozess hier bei Ylva: wie Autor*innen ihre Ideen einreichen, wir ihnen Feedback geben, bevor sie mit dem Schreiben beginnen, und dann wieder, nachdem wir ein Manuskript erhalten haben, wie wir das Cover gestalten, die Bücher vermarkten und verkaufen und wie auch Hörbücher entstehen.

Um ehrlich zu sein, es war VIEL. Aber ich liebte jede Sekunde.

The Office − nicht die Fernsehserie, sondern der Ort

Lesen ist eine stille, einsame Tätigkeit, also nahm ich an, dass auch das Büro eines Verlags ziemlich ruhig sein würde. Meistens ist es das auch, aber nicht immer.

Abgesehen vom ständigen Klacken der Tastaturen und den Videochats mit den Kolleg*innen unterhalten wir uns und haben eine Menge Spaß miteinander. Wir lieben es, über die neuesten Fandoms zu reden, von denen wir besessen sind (im Moment schauen wir alle „Eine Klasse für sich“), geben uns gegenseitig Buchempfehlungen und diskutieren über unsere Lieblingsserien. Oh, und die unvermeidlichen Gespräche über Sexszenen in den Projekten, an denen wir gerade arbeiten, sind immer ein Riesenspaß.

Von der Leserin lesbischer Romane zur Lektorin

Ich habe an der Uni viele literaturwissenschaftliche Aufsätze geschrieben und dachte, dass die Arbeit von Lektor*innen in etwa in diese Richtung geht. In Wirklichkeit ist es aber etwas ganz anderes.

Mit meinem Hintergrund fällt es mir natürlich leichter, einen Einblick in die Entwicklung der Figuren, das Tempo usw. zu bekommen. Aber wenn ich ein Manuskript lese, versuche ich nicht, die Symbolik hinter dem grünen Licht in „Gatsby“ oder etwas Ähnlichem zu verstehen. Als Lektor*in hat man es mit einem unfertigen Produkt zu tun, also muss man auch einen sorgfältigen Blick auf den Sprachgebrauch, die Satzstruktur, die Dialoge und vieles mehr werfen. Man prüft auf Konsistenz, sucht nach Handlungslücken usw.

Die Umstellung von Leserin zu Lektorin ist ein Lernprozess und ich habe noch einen langen Weg vor mir. Aber es ist schon wunderbar, zu sehen, wie Autor*innen ihre Manuskripte weiterentwickeln und immer besser machen.

Marketing: Wie erreichen die Bücher die Leser*innen?

Ich glaube an die Kraft großartiger Geschichten und habe mich für die Arbeit im Verlagswesen entschieden, weil ich dazu beitragen will, dass Geschichten in die Hände der Leser*innen gelangen, die sie lesen wollen und müssen. Wie sich herausstellt, ist Marketing ein wichtiger Teil davon.

Ich wusste nichts darüber, bevor ich dieses sechswöchige Praktikum begann, um ehrlich zu sein. Und ich muss noch viel lernen − allein den Begriff „Suchmaschinenoptimierung“ zu hören, schüchtert mich immer noch ziemlich ein.

Gleichzeitig ist es aber auch sehr interessant, über diesen anderen Aspekt des Verlagswesens nachzudenken, der über die Qualität der Geschichten hinausgeht und den Erfolg des Unternehmens sicherstellt.

Bei der Vermarktung eines Buches werden eine Reihe von Faktoren berücksichtigt − Zielpublikum, Genre, Cover, Tropen, Themen, Erscheinungstermine usw. − und ich weiß, dass mich das in Zukunft noch sehr beschäftigen wird.

Ylva-Wölfin werden

Alles, was ich je über die Verlagsbranche gehört habe, war, wie schwer es ist, dort Fuß zu fassen. Die Möglichkeit, direkt nach dem Studium ein Praktikum bei Ylva zu machen, war also ein wahr gewordener Traum. Ich glaube, ich sollte mir jetzt den Lizzie-McGuire-Filmsong anhören …

Das Praktikum war eine unglaubliche Erfahrung. Es ging so schnell vorbei, und doch habe ich so viel gelernt. Ich habe wirklich einen guten Einblick in die Welt bekommen, für die ich mich schon fast mein ganzes Leben lang begeistere. Und ich durfte es mit einigen netten Leuten und einem entzückenden Hund tun (Daniela Zysks Hund Stoner ist das offizielle Maskottchen des Büros und natürlich sind wir jetzt unzertrennlich).

Vielen Dank, Ylva-Team, dass ihr mich mit offenen Armen ins Team aufgenommen habt. Ich bin gespannt auf das, was noch kommen wird.

Ins lesbische Verlagswesen eintauchen: mein Praktikum beim Ylva Verlag

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