Der etwas andere queere Liebesroman von G Benson

Vor kurzem ist bei uns der Liebesroman Von Wegen Versprochen der australischen Autorin G Benson erschienen. Dieser Roman ist für uns in vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes. Deswegen wollten wir die Gelegenheit nutzen, euch mehr darüber zu erzählen.

Die Krankenschwester Hayden Pérez stößt in dieser Geschichte auf das Angebot, die komplizierte und unfreundliche Neurochirurgin Samantha Thomson für eine Vergütung von 200.000 Dollar zu heiraten. Sie muss bloß ein Jahr lang alle in ihrem Umfeld davon überzeugen, heillos in die frostige Samantha verliebt zu sein.

Von Wegen Versprochen ist ein Roman voll sexueller Spannung, einzigartigem Humor und mit einem Kater, den man trotz seiner ständig schlechten Laune einfach lieben muss.

Es ist auch ein Roman über die Verarbeitung von schmerzlichen Erfahrungen, gefundene Familien und darüber, sich für andere Menschen zu öffnen. Und es ist ein Roman mit Herz.

 

Dieses LGBTQ+ Buch feiert die Vielfalt

Hautsächlich dreht sich die Geschichte natürlich um die „Beziehung“ zwischen der lesbischen Samantha und der pansexuellen Hayden. Aber sie sind bei weitem nicht die einzigen Vertreter_innen unserer Community. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber trotzdem an dieser Stelle über eine bestimmte Figur und die Herausforderung der Übersetzung dieses Buches reden.

 

Sind das etwa Schreibfehler?

Das Buch Von Wegen Versprochen ist eine Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche. Im Englischen hat eine Ausdrucksform in diesem Roman nach seiner Veröffentlichung bei einigen Leser_innen für Verwirrung gesorgt. Ein besonderer Aspekt dieses Buches ist nämlich, dass ein Nebencharakter der Geschichte nicht-binär ist.

 

Nicht-binär. Was ist das denn?

Nicht-binär wird auch als „enby“ oder im Englischen als „non-binary“ bezeichnet.

Kurz zusammengefasst bedeutet nicht-binär, dass Menschen nicht oder nicht vollständig zu einem der binären Geschlechter gehören, also nicht (nur) Mann oder Frau sind. Die enby Person könnte beides sein, oder keins davon, oder wechselt von einem zum anderen, oder ist etwas komplett anderes als Mann oder Frau.

 

Enby in der deutschen Sprache – gar nicht so einfach

Für den Text heißt das, dass für die enby Person Begriffe verwendet werden, die sie als nicht eindeutig weiblich oder männlich bezeichnen. Und auch die Pronomen „sie“ oder „er“ müssen durch eine neutrale Variante ersetzt werden.

Im Englischen hat sich der Gebrauch von „they“ als geschlechtsneutrales Pronomen etabliert. Da „they“ als das Pronomen für die grammatikalische, dritte Person im Plural bereits existiert, ist auch seine Verwendung als dritte Person in der Einzahl relativ einfach. Entsprechend hat G Benson in ihrem Buch „they“ als Pronomen für die enby Person Luce verwendet.

Im Deutschen gestaltet sich die Umsetzung schwieriger, weil unsere dritte Person Einzahl „sie“ und die dritte Person Plural „sie“ identisch sind. Eine grammatikalisch bereits vorhandene Alternative für „sie“ oder „er“ gibt es im Deutschen nicht.

Enby Menschen im deutschsprachigen Raum suchen immer wieder nach neuen Pronomen, mit denen die Geschlechtsneutralität in unserer Sprache erreicht werden kann. Wir haben uns dafür entschieden, in Von Wegen Versprochendas Pronomen „sier“ (gesprochen mit langem „i“) für die Figur Luce zu benutzen. In dem Roman werden den Leser_innen also Sätze wie „Sien Blick wurde eindringlich, während sier die Stimme senkte“ begegnen.

 

Warum so kompliziert? Weil es um Identität, Sichtbarkeit und Repräsentation geht.

Die Repräsentation einer enby Figur in einem deutschen Roman war ein neues und kniffliges, aber für uns auch wichtiges Projekt. Es ist existenziell wichtig, Raum für die eigene Geschlechtsidentität (z.B. enby) oder das sexuelle Begehren (z.B. lesbisch oder bisexuell) zu haben. Wir erinnern uns sicher alle noch daran, wie wir uns freuten, als die erste lesbische, bisexuelle oder queere Person in einem Buch, Film oder Fernsehserie auftauchte, mit der wir uns identifizieren konnten. Wie wir festgestellt haben: Ich bin nicht „falsch“, meine Identität ist nur nicht die Norm der Gesellschaft.

Mit der Verwendung von geschlechtsneutralen Pronomen möchten wir zeigen, wie vielfältig Geschlecht tatsächlich ist, und wie wichtig es ist, dass wir Worte finden, die uns und unsere Identität beschreiben. In der Geschichte von Lesben und bisexuellen Frauen ging es immer wieder um den Wunsch nach Sichtbarkeit. Dies ist bei enby und transgender Personen nicht anders. Mit diesem Buch möchten wir vom Ylva Verlag etwas zu dieser Sichtbarkeit beitragen.

Wer einen Eindruck davon gewinnen will, was „enby“ im Rahmen der LGBTQ+ Community bedeutet und wie genau dieses Pronomen „sier“ funktioniert, findet weitere Informationen im Nachwort des Buches von G Benson.

Wir hoffen, dass euch Von Wegen Versprochen von G Benson viel Spaß machen wird. Ihr könnt das Taschenbuch gerne direkt bei uns bestellen oder natürlich auch in allen Buchhandlungen und/oder Plattformen die das Internet anbietet.

Von Wegen Versprochen – der etwas andere queere Liebesroman
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