Harper Bliss‘ neue lesbische Romanze Die Erfahrung von Liebe bringt eine angesehene, geheimnisvolle Professorin und eine charmante Doktorandin in einer idyllischen Kleinstadt zusammen. Die ist Schauplatz für gleich mehrere lesbische Liebesromane! In diesem Interview spricht Harper Bliss mit uns über ihren neuen Roman und darüber, welche Schauspielerin bereit ist, ihre lesbische Protagonistin zu verkörpern.
Kannst du kurz für uns zusammenfassen, worum es in deiner lesbischen Romanze Die Erfahrung von Liebe geht?
Es geht um eine altersübergreifende, lesbische Romanze zwischen einer eher verklemmten, routinierten Oxford-Professorin und einer neuen Doktorandin. Widerwillig stimmt Helen zu, Rorys Dissertation zu betreuen, denn eigentlich hat sie andere Dinge im Kopf. Schon bald fliegen die Funken zwischen ihnen. Das ist jedoch in einer akademischen Umgebung sehr verpönt. Selbst zwischen Erwachsenen.
Helen ist insgeheim eine Autorin. Wie viele deiner eigenen Erfahrungen finden sich in ihrer Art, mit ihrer Popularität umzugehen und zu lernen, zu ihrer wahren Leidenschaft zu stehen?
Mein persönlicher Lebensweg ist ganz anders verlaufen, weil ich nie im Geheimen schreiben musste. Ich musste auch nie etwas aufgeben, um Schriftstellerin zu werden. Schon gar nicht eine prestigeträchtige Professur in Oxford!
Ich begann mit dem Schreiben, als meine Frau aus beruflichen Gründen nach Hongkong versetzt wurde und ich meinen Job als Beamte in Belgien aufgab. Das gab mir die Zeit und Möglichkeit zu experimentieren. Ich wurde besser im Schreiben und konnte die schiere Freude an der Kreativität genießen, ohne Schuldgefühle haben zu müssen.
Im Gegensatz zu Helen glaube ich auch nicht, dass das Schreiben von Belletristik minderwertiger ist als akademische Arbeit. Aber wir teilen natürlich trotzdem die große Liebe zum Schreiben.
Welche Charaktereigenschaften gefallen dir an diesen beiden unterschiedlichen Charakteren am besten?
Ich habe im Laufe der Jahre viele in ihren Routinen gefangene Figuren wie Helen geschrieben. Personen, die bestimmte Dinge wollen, aber aus verschiedenen Gründen das Gefühl haben, ihrem Verlangen nicht nachgeben zu dürfen.
Für mich als Autorin gibt es nichts Erfüllenderes als dafür zu sorgen, dass die mentalen Mauern einer Figur langsam einbrechen und sie sich ihrer Leidenschaft hingibt. Genau wie die Altersunterschieds-Thematik in lesbischen Liebesromanen ist das etwas, wovon ich nicht genug bekommen kann.
Was Rory angeht, liebe ich ihre Offenheit und den Kontrast zu Helens Zurückhaltung.
Deine lesbische Romanze Die Erfahrung von Liebe beschäftigt sich mit Selbstakzeptanz und Risikobereitschaft. Fühlst du dich manchmal unsicher, und wenn ja, wie gehst du mit solchen Phasen um?
Ich fühle mich die ganze Zeit unsicher. Das gehört dazu, wenn man Schriftstellerin ist. Paradoxerweise ist es die Kreativität, die mich am meisten verunsichert. Wenn ein Projekt nicht funktioniert, was von Zeit zu Zeit vorkommt, hat das Auswirkungen auf alles andere in meinem Leben.
Wenn ich andererseits an etwas arbeite, das mich wirklich begeistert, ist es so viel einfacher, alle Selbstzweifel und Sorgen zu ignorieren.
Stellst du dir deine queeren Charaktere gern unter dem Vorbild von realen Personen, wie Stars, vor?
Bevor ich ein Buch beginne, suche ich gern eine „Fantasiebesetzung“ meiner Hauptfiguren. Das habe ich auch bei Die Erfahrung von Liebe gemacht. Nachdem meine lesbische Romanze dann erschienen ist, teile ich die Wunschbesetzung immer mit meinen Leser*innen.
Die Person meiner Vorstellung für Helen ist die Schauspielerin Laila Robins. Nachdem ich das online verraten hatte, meldete sich eine Leserin und sagte, sie kenne Laila Robins persönlich. Sie habe ihr von meinem Fantasie-Casting erzählt, woraufhin Laila Robins prompt antwortete: Okay, ich mach’s! 😉
Die Erfahrung von Liebe ist Teil einer Reihe von lesbischen Liebesromanen verschiedener Autor*innen, die in der gleichen Kleinstadt spielen (dazu gehört auch Das Gefühl von Liebe von Clare Lydon). Was hat dir an dieser Kollaboration und an dem Schauplatz der Reihe am besten gefallen?
Schreiben ist ein einsamer Job. Man sitzt viele Stunden hinter der Tastatur, um die Worte zu Papier zu bringen. Da ich eine glückliche Einzelgängerin bin, ist das normalerweise kein Problem für mich. Meine beiden Mitautorinnen an dieser Reihe betrachte ich jedoch als Freundinnen. Ich habe mit jeder von ihnen schon gemeinsam Bücher geschrieben. Für Schriftsteller*innen ist es etwas sehr Intimes, den ersten Entwurf eines neuen Buches mit jemandem zu teilen.
Es war großartig, aus meinem Kopf herauszukommen und Ideen mit Clare Lydon und T.B. auszutauschen. Am meisten Spaß hat es jedoch gemacht, dass wir für die Recherche zusammen die Cotswolds besucht haben. Es wurde viel (Cotswolds-) Gin und Tonic getrunken (in dem Pub, der die Inspiration für das Golden Fleece in Helens Straße werden sollte).
Nach über sieben Jahren in Hongkong ist Harper Bliss vor einiger Zeit nach Brüssel gezogen, wo sie jetzt mit ihrer Frau und der gemeinsamen, ungemein fotogenen Katze »Dolly Purrton« lebt.
Harper hat zahllose englische Bestseller geschrieben und internationale Preise gewonnen. Sie ist die Autorin von At the Water’s Edge, der French-Kissing-Serie, der High-Rise-Serie und vieler anderer lesbischer Erotik- und Liebesromane. Sie ist die Mitbegründerin von Ladylit Publishing, einem Independent-Verlag, der sich auf lesbische Literatur spezialisiert hat.
Die deutschen Übersetzungen ihrer lesbischen Liebesromane erscheinen jetzt im Ylva Verlag.