Als ich einer Bekannten erzählte, dass ich für die Asexual Awareness Week ein Autorinneninterview auf Facebook mit Büchern über Asexualität organisiere, fragte sie nur: „Asexual Awareness Week? Warum brauchen wir dafür eine Woche?“
Ich gebe zu, dass ich sprachlos war. Ich hatte nicht erwartet, dass eine Person, die jeden Juni in CSD-Paraden marschiert, eine solche Frage stellen würde.
Also zeigte ich ihr eine Rezension, die ich für meinen Roman Perfect Rhythm – Herzen im Einklang bekommen hatte. Darin kommt Holly, eine asexuelle Hauptfigur, vor. Normalerweise beschwere ich mich nicht über Rezensionen. Ich denke, LeserInnen haben ein Recht auf ihre Meinung. Und ich verstehe vollkommen, dass nicht jedes Buch jedermanns Sache sein kann. Aber diese Rezension berührte mich, weil sie mich für asexuelle Menschen wie Holly traurig machte. Die Rezensentin erwähnte darin, dass ihr meine anderen Bücher sehr gefallen haben, sie aber kein Fan von diesem war, weil sie „immer wieder hoffte, dass Holly sich doch noch ändert.“
Verständnis für Asexuelle in der LGBT+ Community
Wir brauchen eine Woche zur Sensibilisierung für Asexualität, weil sie immer noch eine übergangene, ignorierte und missverstandene sexuelle Orientierung ist.
Es gibt immer noch so viele Mythen und Vorurteile in Bezug auf Asexualität. Sogar innerhalb der LGBT+-Community. Einige Menschen scheinen nicht einmal zu verstehen, dass es sich um eine sexuelle Orientierung handelt, genauso wie Homosexualität, Bisexualität oder – oh Schreck! — Heterosexualität.
Asexualität ist nichts, was man „heilen“ oder „reparieren“ könnte oder müsste. Sie ist keine Wahl und keine Phase. Auch wird Asexualität nicht durch ein sexuelles Trauma verursacht. Sie ist kein hormonelles Ungleichgewicht. Und ist auch nicht darauf zurückzuführen, dass die Person bisher „noch nicht den Richtigen oder die Richtige getroffen“ hat.
Asexualität im queeren Liebesroman?
Auch wenn Holly sich in Perfect Rhythm – Herzen im Einklang verliebt, eine Beziehung beginnt und sexuelle Intimität mit ihrer Partnerin Leo teilt, ändert das nichts an ihrer sexuellen Orientierung. Holly genießt die sinnlichen Aspekte von Sex. Sie mag es, ihrer Partnerin Vergnügen zu bereiten, aber sie wacht am Morgen danach genauso asexuell auf wie am Tag zuvor. Ein positives sexuelles Erlebnis zu haben oder sich zu verlieben, legt nicht irgendeinen magischen Schalter um, durch den sie plötzlich sexuelle Anziehung erfahren kann.
Das verwirrt auch Leo anfangs, denn wenn sie sich nackt an Holly kuschelt, denkt sie sicher nicht an Videospiele. Aber sie erwartet nicht, dass Holly sich ändert, weil sie versteht, dass Asexualität ein Teil von Hollys Wesen ist. Und daran ist nichts falsch.
Wenn die Asexual Awareness Week den Menschen helfen kann, Asexuellen mit demselben Verständnis zu begegnen, und den Menschen auf dem asexuellen Spektrum das Gefühl geben kann, mehr gesehen, verstanden und akzeptiert zu werden, dann glaube ich, dass wir diese Woche definitiv brauchen.
Jae arbeitete früher als Psychologin, gab aber im Dezember 2013 ihren Job auf, um Vollzeit-Autorin und Teilzeit-Lektorin zu werden. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie ihre Zeit gerne mit Lesen. Außerdem liebt sie Eiscreme, Schreibwaren und Krimiserien.
Mehr über Holly und Leo könnt ihr in Jaes Roman Perfect Rhythm – Herzen im Einklang lesen.
Still don’t understand asexuality