Ende August ist der neue lesbische Roman “Liebe im Trinkgeld inbegriffen” von Alison Grey erschienen. Wir hatten da mal ein paar Fragen an die Autorin.
Wie würdest du „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ beschreiben? Worum geht es in dem Buch?
Um Liebe natürlich. [Lacht]
Nein, mal im Ernst: Es geht um zwei Frauen, die aus vollkommen unterschiedlichen Welten kommen und beide auf ihre Weise ums Überleben kämpfen.
Sherry lebt mit ihrem Sohn Jake in einem Trailerpark außerhalb der Stadt. Mit Aushilfsjobs versucht sie, sich und Jake über Wasser zu halten. Madison hingegen führt ein sorgenfreies Leben. Von ihrer reichen Großmutter erzogen, hat sie außer Partys nicht viel im Sinn. Eines Tages verliert Madisons Großmutter die Geduld mit ihr und droht, sie zu enterben, falls Madison nicht endlich erwachsen wird. Als Madison durch Zufall auf Kellnerin Sherry trifft, kommt ihr eine Idee, die beider Leben auf den Kopf stellen wird.
Was hat dich inspiriert, „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ zu schreiben?
Mich reizen Kontraste. Auch und insbesondere bei Liebesgeschichten. Gleichzeitig beschäftigt mich – wie wohl die meisten Menschen – die Frage nach den wichtigen Dingen im Leben.
Als ich eine Dokumentation über Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre in den USA gesehen habe, in der es unter anderem darum ging, wie die Armen ärmer, die Reichen jedoch immer reicher werden, habe ich mich gefragt, wie die oberen Zehntausend wohl sich und den Rest der Welt betrachten. Dass ich meine Bewunderung für alleinerziehende Mütter ebenfalls in dieser Geschichte einbauen konnte, war ein toller Bonus.
Was magst du an deinen Protagonistinnen?
An Sherry mag ich besonders, dass sie trotz ihres harten Lebens nie aufgegeben hat und jeden Tag für sich und ihren Sohn kämpft.
Madison fasziniert mich, weil sie ein guter Mensch ist, der aber nie die Chance hatte, sie selbst zu sein. Sie glaubt, sich selbst zu kennen, doch hat in Wahrheit nicht die geringste Ahnung, wer sie wirklich ist. Ich mag die Person hinter der Fassade.
Warum denkst du, dass Madison und Sherry ein gutes Paar abgeben?
Es wäre einfach zu sagen, dass Gegensätze sich anziehen. Das wäre sicher richtig, doch bei Madison und Sherry ist es noch viel mehr. Sie bringen das Beste ineinander hervor, unterstützen und ergänzen einander.
Was hat dir beim Schreiben von „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ am meisten Spaß gemacht?
Ganz klar die lustigen Szenen zu schreiben. Es macht einfach total Spaß, wenn man beim Tippen grinst oder gar laut lacht. Einmal musste ich sogar das Schreiben unterbrechen, weil ich so sehr gelacht habe. Da gibt es zum Beispiel eine Silvesterparty, bei der Sherry auf Mitglieder der oberen Zehntausend trifft. Die Oberflächlichkeit, Verlogenheit und Bigotterie, die ich – wenn auch überspitzt, so doch nicht weniger realistisch – dargestellt habe, hat mir viel Spaß gemacht.
Welche Szene in „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ fiel dir am schwersten zu schreiben?
Tatsächlich gab es einige Szenen, die mir nicht ganz leicht fielen. Ich denke, dass das Schreiben der Partyszenen für mich am schwierigsten war. Zum Beispiel veranstaltet Madison für ihre Freunde eine Party, damit die ihre vermeintliche neue Freundin kennenlernen können. In dieser Sequenz (die aus mehreren Szenen besteht) sieht man schon recht deutlich, dass Madison sich verändert, und auch, dass Sherry sich zu Madison hingezogen fühlt (auch wenn sie es selbst noch nicht so ganz erkennt). Diese Party zu schreiben, war deshalb schwierig, weil erstens viele Personen in den Szenen vorkommen. Zum anderen aber auch, weil sie eine Art Wendepunkt darstellt. Die Gedanken und Gefühle meiner beiden Protagonisten glaubwürdig darzustellen, war für mich insbesondere in dieser Sequenz eine große Herausforderung.
Was reizt dich an lesbischen Liebesromanen?
Liebe ist etwas so Umwälzendes. Es beeinflusst alle Aspekte des Lebens. Insbesondere romantische Liebe begegnet uns jeden Tag. Sei es Zuhause, auf der Straße, wenn wir ein verliebtes Pärchen sehen, oder im Fernsehen. Doch obwohl romantische Liebe allgegenwärtig ist, bleibt sie doch gleichzeitig ein Mysterium.
Das ist der eine Aspekt. Zum anderen reizt es mich aber auch, Figuren eine Entwicklung durchmachen zu lassen, verursacht oder zumindest begleitet von romantischen Gefühlen. Und ja, ich gebe es zu: Ich bin auch eine hoffnungslose Romantikerin.
Hörst du Musik, während du schreibst? Gibt es ein bestimmtes Lied, dass du mit „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ verbindest?
Etwa 95% der Zeit höre ich tatsächlich Musik beim Schreiben. Für jede Geschichte habe ich einen eigenen Lieder-Ordner. Je nach (Grund)Stimmung einer Geschichte unterscheidet sich die Musik natürlich. Bei „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ habe ich sehr viele Gute-Laune-Lieder gehört. Es waren viele Diskolieder aus den 70er und 80er Jahren dabei, aber auch aktuellere Lieder.
Müsste ich ein einziges Lied nennen, das ich mit dem Schreiben von „Liebe im Trinkgeld inbegriffen“ verbinde, wäre das vermutlich „Best of My Love“ von The Emotions.
Arbeitest du derzeit an einem neuen Roman? Worauf können sich deine Leserinnen und Leser als Nächstes freuen?
Ich arbeite derzeit an mehreren Projekten. Einige länger, einige kürzer. Meine Mitautorin Jae und ich hoffen, „Bei Anruf Djinn“ – die Fortsetzung zu „Zum Anbeißen“ – gegen Ende 2016 veröffentlichen zu können. Eventuell schaffe ich es vorher, einen weiteren
(Kurz-)Roman fertigzustellen. Wer diesbezüglich auf dem Laufenden sein möchte, schaut am besten auf meiner Webseite nach. Die „Projekte-Seite“ wird ebenso wie meine restliche Webseite regelmäßig aktualisiert.
Wie können Leserinnen und Leser dich kontaktieren?
Ich liebe es, von meinen Leserinnen und Lesern zu hören. Ich schreibe meine Geschichten und andere lesen sie. Doch in den meisten Fällen erfahre ich nicht, ob meinen Leserinnen und Lesern eine Geschichte gefallen hat oder nicht. Wer mir also Rückmeldung schicken möchte oder Fragen hat, kann mich gerne über meine E-Mail-Adresse alison-grey@web.de kontaktieren. Ich werde garantiert antworten.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten.
Das Ylva-Team