Auch im neuen Jahr posten wir weiterhin Artikel in unserer Reihe zu Manuskriptablehnungen. Wir haben bereits über vier häufige Fehler in Manuskripten gesprochen: behaupten anstatt zu zeigen, Verletzungen der Erzählperspektive, Anfänge, die den Leser nicht fesseln, und den Leser mit Informationen zu überhäufen.

Nummer fünf auf unserer Liste häufiger Probleme in Manuskripten ist der Mangel an Konflikten in einer Geschichte.

Was ist überhaupt ein Konflikt und warum sind Konflikte in der Literatur so wichtig?

Ein Konflikt ist alles, was die Hauptperson davon abhält, ihr Ziel zu erreichen. Das Ziel eines Kommissars in einem Krimi ist zum Beispiel, den Mörder zu überführen. Dieser wird jedoch versuchen, sich nicht erwischen zu lassen. Zusätzlich kann es sein, dass eine Zeugin das Lösen des Falles erschwert, weil sie den Kommissar belügt.

Jede Geschichte braucht ausreichend Konflikte, denn sonst fehlt es an Spannung. Wird die Hauptperson am Ende wirklich ihr Ziel erreichen? Oder nicht? Leser werden weiterlesen, um die Antwort herauszufinden.

Wie kann ich also Konflikte erzeugen?

Zunächst einmal müssen Sie Ihrer Hauptperson (oder Ihren Hauptpersonen) ein Ziel geben. Die Charaktere müssen etwas wollen. Dann erschaffen Sie Hindernisse, die die Charaktere davon abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Wenn ein Charakter ziellos von Ereignis zu Ereignis wandert, wird sich der Leser schnell zu Tode langweilen und fragen, was mit der Geschichte überhaupt bezweckt wird.

Mehr über Ziele finden Sie in diesem englischsprachigen Blog-Artikel.

Welche Arten von Konflikten gibt es? 

Es gibt hauptsächlich drei Konflikt-Typen.

1) Äußere Konflikte: Von außen wirkende Kräfte halten die Hauptperson davon ab, ihr Ziel zu erreichen. Es kann sich dabei um eine Person, die Gesellschaft, Technik oder Naturgewalten handeln. Falls es ein anderer Charakter ist, der die Hauptperson vom Erreichen ihres Zieles abhält, muss es nicht notwendigerweise ein „Bösewicht“ mit finsteren Absichten sein. Die beiden Charaktere haben einfach nur gegensätzliche Ziele oder sie kämpfen beide um dasselbe Ziel, das nur einer von ihnen erreichen kann. Beispiel: Die Hauptperson arbeitet hart, um befördert zu werden, aber ein Arbeitskollege möchte die begehrte Beförderung auch haben.

2) Innere Konflikte: Bei inneren Konflikten steht sich die Hauptperson selbst dabei im Weg, ihr Ziel zu erreichen. Ihre eigenen Ängste, Schwächen, Unfähigkeiten, fehlgeleiteten Überzeugungen und Selbstzweifel stellen Hindernisse dar. Viele dieser Schwächen stammen aus der Vorgeschichte des Charakters, also z.B. aus der Kindheit oder früheren Beziehungen. Beispiel: Eine Hauptperson wuchs in Pflegefamilien auf und hat gelernt, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Um nun aber ihr Ziel zu erreichen, muss sie mit der zweiten Hauptperson zusammenarbeiten und lernen, dieser zu vertrauen.

3) Romantische Konflikte: Liebesromane benötigen außerdem noch eine dritte Art von Konflikt, denn ansonsten würde nichts die zwei Hauptpersonen davon abhalten, schon im ersten Kapitel ihre unsterbliche Liebe zu verkünden und gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten. Um eine interessante Liebesgeschichte zu schreiben, müssen Sie also einen glaubhaften Konflikt erzeugen, der die zwei Hauptpersonen davon abhält, zusammenzukommen. Jeder Charakter braucht einen guten Grund, warum er oder sie sich nicht in den jeweils anderen verlieben möchte. Wenn man den Konflikt dadurch lösen kann, dass die beiden Charaktere sich einfach nur hinsetzen und in Ruhe miteinander reden, statt vorschnelle Schlüsse zu ziehen, ist der Konflikt nicht überzeugend genug.

Wie kann man die verschiedenen Konfliktarten miteinander kombinieren?

Die besten Geschichten verknüpfen die drei Konflikttypen miteinander.

Die Handlung (Plot) ist eine Reihe von äußeren Konflikten, die die Hauptperson dazu zwingen, sich ihren Ängsten und Schwächen zu stellen. Um ihr Ziel zu erreichen und ein „Happy End“ zu haben, muss sie sich verändern und wachsen. Charakterentwicklung (innerer Konflikt) und Handlung (äußerer Konflikt) sollten miteinander verwoben sein. Die Ereignisse der Handlung zwingen den Charakter, sich zu verändern, und die Veränderung des Charakters haben wiederum Auswirkungen auf den Ausgang der Handlung.

In einer Liebesgeschichte ist es am besten, innere Konflikte (z.B. die Hauptperson hat Angst davor, sich erneut zu verlieben, weil sie alle Menschen, die sie geliebt hat, verloren hat) und äußere Konflikte einzusetzen, um das Happy End der zwei Hauptpersonen hinauszuzögern. Vielleicht ist der oder die potentielle Geliebte Soldat und soll in Kürze in ein Kriegsgebiet geschickt werden.

Konstruieren Sie Ihre Geschichte so, dass die Hauptperson erst ihre inneren Konflikte überwinden muss, um das äußere Ziel zu erreichen oder mit Hauptperson Nummer zwei glücklich zu werden.

Auch äußere Konflikte und romantische Konflikte können verknüpft werden. Mindestens eine der Hauptpersonen zögert, ihren Gefühlen nachzugeben, denn dann müsste sie ihr äußeres Ziel aufgeben.

Hier ist ein Beispiel: 

Schauen wir uns einmal an, wie die drei Konfliktarten im historischen Liebesroman Backwards to Oregon zusammenwirken. Der Roman wird dieses Jahr übrigens in überarbeiteter Auflage beim Ylva Verlag erscheinen.

Die beiden Hauptpersonen, Luke und Nora, haben ein gemeinsames Ziel. Sie wollen den Oregon Trail überleben und heil in Oregon ankommen. Die äußeren Konflikte bestehen aus Gefahren in der Natur (tosende Flüsse, Schlangen, Treibsand, usw.) und zwei Männern, die sie sich auf dem Weg nach Westen zum Feind machen.

Luke möchte auch nach Oregon gelangen, ohne dass ihre Identität (sie ist eine Frau, die als Mann lebt) von irgendjemandem im Treck entdeckt wird. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie sich von Nora fernhalten—sogar, als sie angeschossen wird und fast verblutet. Zwei ihrer Ziele, zu überleben und ihre Identität zu verheimlichen, stehen also im Konflikt.

Noras Ziel ist es, sich und ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihre Arbeit als Prostituierte hat sie gelehrt, sich auf ihre physischen Reize zu verlassen. Deshalb versucht sie, Luke zu verführen, um ihren vermeintlichen Ehemann an sich zu binden. Das bringt ihr Ziel in Konflikt mit Lukes Ziel, sich von ihr fernzuhalten.

Luke muss die geheime Angst überwinden, dass nie eine Frau sie lieben könnte, wenn sie erst einmal ihre wahre Identität herausfände. Nora hingegen muss die Überzeugung überwinden, dass ihr Wert nur von ihren Verführungskünsten abhängt.

Um die Reise nach Oregon zu überleben und ein „Happy End“ zu erreichen, müssen beide lernen, einander zu vertrauen. Das gemeinsame Überwinden von äußeren Hindernissen auf dem Oregon Trail stellt nach und nach diese Art von Vertrauen her.

Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zum Thema Konflikte in der Literatur haben, wäre es schön, wenn Sie einen Kommentar hinterlassen. Wir freuen uns immer über Diskussionen.

Konflikte

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