Heute möchten wir über eine Sache bloggen, die uns in vielen der uns zugeschickten Manuskripte auffällt. Oft scheinen die Autorinnen wenig Ahnung davon zu haben, wo am besten Absätze zu setzen sind – was natürlich auch schwer ist, denn Literatur oder Tipps zu diesem Thema findet man kaum.
Warum ist es für Autorinnen, die Belletristik schreiben, überhaupt wichtig, darauf zu achten, wo sie einen neuen Absatz beginnen?
Die Funktion von Absätzen
Absätze helfen den Leserinnen, eine Geschichte zu lesen, ohne ständig verwirrt zu sein. Absätze strukturieren den Text und erhöhen die Lesbarkeit, indem sie Sätze, die zusammengehören, von Sätzen trennen, die nicht zusammengehören.
Außerdem schaffen Absätze weiße Stellen auf einer Seite, was sehr angenehm fürs Auge ist. Wer jemals einen langen Textblock gelesen hat, der seitenlang ohne Absätze fortläuft, weiß, wovon ich spreche. Solche Texte zu lesen, ist einfach anstrengend.
Faustregeln, keine Gesetze
Es gibt kaum in Stein gemeißelte Gesetze, was die Absatzgestaltung angeht. Oft gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Text in Absätze zu strukturieren, und mehrere davon können richtig sein.
Es gibt jedoch einige Richtlinien, die bei der Absatzgestaltung hilfreich sein können. In den folgenden Fällen ist es besser, einen neuen Absatz zu beginnen:
- Wenn der Sprecher in Dialogen wechselt. Zwar habe ich eben gesagt, dass es sich bei diesen Richtlinien eher um Faustregeln handelt, aber diese Regel ist eine Ausnahme, die unbedingt befolgt werden sollte. In jedem Absatz sollte es nur einen Sprecher geben, sonst kommen die Leserinnen durcheinander und wissen nicht mehr, wer was sagt. Beginne also für die Antwort von Charakter B einen neuen Absatz. Es kann natürlich auch sein, dass Charakter B nonverbal oder durch eine Handlung antwortet statt verbal. Auch nonverbale Antworten gehören in einen eigenen Absatz.
Beispiel:
„Bist du sauer auf mich“, fragte Steffi.
Tina schwieg.
„Ach, komm schon. Zeig mir nicht die kalte Schulter.“
„Lass mich in Ruhe.“ Tina stürmte aus dem Raum.
Wie man sieht, macht die korrekte Setzung von Absätzen die ständige Verwendung von Sprecherverben (sagte X, sagte Y…) unnötig. Leserinnen wissen auch so, wer spricht, weil mit jedem Sprecherwechsel ein neuer Absatz beginnt.
- Die Aktionen, Gedanken und Dialogzeilen eines Charakters – also alles, was eine Person tut, denkt oder sagt – gehören in denselben Absatz. Wenn dafür ein neuer Absatz begonnen wird, könnten Leserinnen irrtümlicherweise annehmen, dass es um die Handlungen einer anderen Person geht.
Beispiel:
„Wann fährt dein Zug?“, fragte Steffi.
Tina warf einen Blick auf die Uhr. Mist. „Vor zehn Minuten.“
- Das, was ein Charakter sagt, tut oder denkt, gehört in einen anderen Absatz als die Handlungen, Gedanken oder Dialogzeilen eines anderen Charakters.
Beispiel:
„Was hast du getan?“ Steffi schleuderte einen wütenden Blick in Tinas Richtung. „Sag’s mir gefälligst!“
Tina schüttelte den Kopf und wich zurück.
- Die Aktion von Charakter A und die Reaktion von Charakter B gehören in getrennte Absätze.
Beispiel:
Tina trat aufs Gas, kaum dass Steffi die Autotür geschlossen hatte. Sie raste die Straße entlang, ohne aufs Tempolimit zu achten.
Steffi krallte sich am Türgriff fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
- Bei Zeitsprüngen vorwärts oder rückwärts sollte ebenfalls ein neuer Absatz begonnen werden. Natürlich kann man stattdessen auch zu einer neuen Szene wechseln.
Beispiel:
„Gib mir fünf Minuten, um mich umzuziehen, dann treffen wir uns in der Küche“, sagte Tina.
Jill nickte und vergrub ihre Nase wieder in ihrem Buch.
Eine halbe Stunde später war Tina immer noch allein in der Küche.
- Wenn man etwas beschreibt und dann zur Beschreibung einer anderen Sache wechselt, ist es ebenfalls ratsam, einen neuen Absatz zu beginnen.
Beispiel:
Steffi beäugte die matsch-bekleckerten Hosen und die schmutzigen Turnschuhe der Frau. Eine nasse Baseballmütze hing ihr in die Stirn, konnte ihre verstrubbelten, blonden Haare aber nicht verbergen. Ein T-Shirt mit der Aufschrift “meine Diät beginnt morgen” klebte an ihrem Oberkörper.
Hinter der Frau sprangen zwei kleine Mädchen mit neongrünen Gummistiefeln von Pfütze zu Pfütze.
- Manchmal kann man auch einen Absatz beginnen, um einen dramatischen oder humorvollen Effekt zu erzeugen.
Wechsel der Kameraeinstellung
Vielleicht kann auch ein Ratschlag aus Zen in the Art of Writing von Ray Bradbury weiterhelfen, um sich die Regeln zur Absatzgestaltung zu merken. Bradbury vergleicht das Schreiben eines Romans mit dem Produzieren eines Filmes. Jeder Absatz ist eine Kameraeinstellung. Jedes Mal, wenn sich der Kamerawinkel ändert, sollte ein neuer Absatz begonnen werden. Zuerst filmt die Kamera Schauspielerin A, während sie spricht und agiert. Dann schwenkt die Kamera und zeigt die Kulisse oder die Reaktion von Schauspielerin B.
Absatzlänge und Erzähltempo
Genau wie die Satzlänge hat auch die Länge der Absätze einen Effekt auf Rhythmus und Tempo einer Geschichte.
Bei kurzen Absätzen gleitet das Auge des Lesers sehr schnell eine Seite hinab. Je kürzer die Absätze, desto temporeicher wirkt eine Szene. Kurze Absätze eignen sich am besten für Actionszenen, spannende Szenen und Szenen mit viel Dialogen.
Längere Absätze verringern das Tempo einer Geschichte und eignen sich gut für sinnliche oder nachdenkliche Szenen.
Natürlich kommen auch in ruhigen Szenen einige kurze Absätze vor und auch flotte Szenen haben hin und wieder längere Absätze. Wenn alle Absätze dieselbe Länge hätten, wäre eine Geschichte sehr monoton zu lesen.
Wir hoffen, diese Tipps zur Gestaltung von Absätzen sind hilfreich.
Viel Spaß beim Schreiben wünscht,
Das Ylva Team
Danke!
Der Text hat mir sehr geholfen, auch wenn ich ihn über Google gar nicht finden konnte (Wer kommt auf „Absatzgestaltung“ – ich suchte nach „Absätze oder Zeilenumbrüche in Texten“ u.ä.) , sondern durch Glück über einen Eintrag in irgendeinem Autorenforum fand.